Die Naturwissenschaften haben Sandra Schmidt
schon immer interessiert. Für sie war es nach der Schule also der logische
Schritt, ein Mathematikstudium zu beginnen. Zwei Semester hat Sandra
durchgehalten, bis sie merkte, „dass das viele theoretische Arbeiten nichts für
mich ist und auch die Aussicht auf einen Job im Büro mich eher abgeschreckt
hat“. Die Alternative könnte kaum entgegengesetzter sein, denn heute arbeitet
Sandra als Konditorin in der Kurkonditorei Oberlaa.
Der Erfolg bestätigt sie darin, sich für den
richtigen Beruf entschieden zu haben. Im Juni 2017 gewann die damals 21-Jährige
den Bundeslehrlingswettbewerb der Konditoren. Und das, obwohl ihr an diesem Tag
eines ihrer größten Missgeschicke passierte. „In der ersten halben Stunde des
sechsstündigen Wettbewerbs ist es mir passiert, dass ich mir am Scharnier der
Schlagmaschine den Daumen aufgeschnitten habe und somit den restlichen
Wettbewerb mit Pflaster und Handschuh bestreiten musste“, erinnert sie sich
zurück. Die Konkurrenz konnte sie mit ihrem Kirschblütenzweig aus Isomalt
trotzdem abhängen. Mit diesem Zuckeraustauschstoff und Schokolade arbeitet
Sandra am liebsten: „Daraus lassen sich die schönsten und atemberaubendsten
Schaustücke zaubern. Viele meiner Freunde können kaum glauben, dass diese
komplett essbar sind“.
Sandra Schmidt während des Arbeitens beim Bundeswettbewerb 2017.
Wo sie sich Inspiration für ihre ausgefallenen
Kreationen holt? Dort, wo jeder andere vermutlich ebenfalls danach suchen
würde: im Internet, auf Pinterest und Instagram. Zu Sandras Job gehört das aber
auch dazu, denn: „Viele Kunden schicken uns Fotos, welche sie im Internet
finden und wünschen sich diese von uns umgesetzt“, erzählt sie. Ihr berufliches Vorbild stammt jedoch nicht
aus dem Internet, sondern aus der Kurkonditorei Oberlaa selbst: ihr
Vorgesetzter Leopold Forsthofer. „Es klingt sehr klischeehaft, aber ich muss
sagen, ich habe das Meiste, das ich kann, von ihm gelernt. Auch heute noch
lerne ich immer wieder etwas Neues von ihm“, so die Konditorin.
Als nächstes großes Ziel steht für Sandra
Schmidt die Meisterprüfung an, doch für diese will sie sich noch etwas Zeit
nehmen: „Ich möchte mich erst selbst weiterentwickeln und meine Position als
stellvertretende Chefin am Dekorposten noch selbstsicherer ausführen können. Da
ich auch die Meisterprüfung mit Auszeichnung abschließen möchte, ist mir eine
gute Vorbereitung sehr wichtig“, zeigt sich die Zuckerbäckerin, die sich heute
keinen anderen Berufsweg mehr vorstellen kann, ehrgeizig.
v. l. n. r.: Kirschblütenzweig aus Isomalt, Sandra Schmidt mit Schokoladenschaustück beim Schokoladenkurs in Köln, Schaustück vom Bundeswettbewerb.