Tanglberg

17,5/20 WertungWertungWertungWertung
Standort

Pettenbacher Straße –5 4655 Vorchdorf Oberösterreich

© Tanglberg

Testbericht

Gault&Millau Punkte

17,5 / 20

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Es gibt nur wenig Autobahnausfahrten, wo es sofort im Finger zuckt, wenn der Name eines Orts erscheint, man den Blinker einschaltet und nicht anders kann, als abzufahren. Vorchdorf ist so eine Abfahrt – aus gutem Grund. Ein Schmuckstück wie das Tanglberg findet man selten. Galerist Erich Spitzbart verwandelte vor vier Jahrzehnten das ehemalige Bürgerspital in einen anmutigen Ort für zeitgenössische Kunst und Feingeister. Das Restaurantteam blieb sich stets seiner Linie treu, ließ nordische und japanische Trends vorbeiziehen und widmete sich lieber französischer Kochkunst. Foie gras, Hummer oder Steinbutt zeigen, dass es in Oberösterreich möglich ist, die besten Produkte, fernab von dogmatischem Regionaldenken, serviert zu bekommen. Mit dem Einstieg von Max Schellerer vor zwei Jahren änderte sich an der Ausrichtung wenig. Der Schwerpunkt gilt weiterhin französisch inspirierten Gerichten, die in zwei verschiedenen Menüs wählbar sind. Speisen sind untereinander austauschbar oder einzeln bestellbar. Es herrscht eine wohltuende Unkompliziertheit, die dank Ricki Staudinger perfekt orchestriert wird. Die Küche grüßt mit mehreren Miniaturen. Unter anderem Velouté vom roten Paprika, Mille-feuille mit Dottercreme und Trüffel, Tomaten-Basilikum-Macaron oder als Reminiszenz an die Saisonalität: Eierschwammerlragout mit feinem Pálffy-Knödel. Außergewöhnlich die Foie gras im ersten Gang. Passionsfruchtgel verleiht der Leber angenehm fruchtigen Säuretwist. Dazu Vogelbeeren, ein Seufzer der Zufriedenheit und die Welt kann ruhig stehen bleiben. Tut sie aber nicht. Sie dreht sich weiter. Auch gut, denn Sellerie mit Herbstrompeten oder Steinbutt mit knackigem Karfiol und angeflämmten Nektarinenscheiben sind von aromatischer Eleganz getragen. Nichts erscheint zu opulent und zu gewagt, sondern verschmilzt in Reduziertheit zur perfekten Melange. Extraordinär auch das Pistazieneis, umhüllt von luftigem Champagnersabayon und begleitet von Pfirsichspalten. Haeberlin wäre entzückt. Das ist man auch nach einem Blick in die Weinkarte. Geht nicht gibt’s nicht. Nahezu alles ist vorhanden, vor allem Gewächse aus dem Burgund. Wer ob der Vielfalt überfordert ist? Kein Problem. Am besten vertraut man auf Ricky Staudingers Expertise.

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